Vortrag: Kritik, Utopie, Kairós – Widrigkeiten, Möglichkeiten & Gelegenheiten (Alexander Neupert-Doppler)

~ Vortrag, Diskussion & Buchvorstellung mit Alexander Neupert-Doppler im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Utopien. Transformation. Revolution.”. Am 12. Dezember ab 19 Uhr mit Küfa (Küche für alle) im Nexus Braunschweig (Frankfurter Str. 253b). ~

Kritik ohne Utopie ist orientierungslos, Utopie ohne Kritik ist sinnlos. Als Leitbilder unserer Zeit sind z.B. der Commonismus (Simon Sutterlütti), der konstruktive Sozialismus (Holger Marcks) oder die globale Solidarität (Lisa Doppler) keine abstrakten Ideale, sondern konkrete Utopien und Ausdruck von Krisen.

Angesichts der sozialen, politischen, sexistischen und ökologischen
Krisenlage unserer Zeit soll kritisch-utopisches Denken Widrigkeiten benennen und Möglichkeiten aufzeigen. Darüber hinaus geht es bei konkreten Utopien aber immer auch um ihre praktische Verwirklichung. Dafür braucht es, so das Thema des Abends, besondere Gelegenheiten.

Gegen die Idee eines kontinuierlichen Fortschritts der Geschichte haben im 20. Jahrhundert Theoretiker wie Paul Tillich, Walter Benjamin, Immanuel Wallerstein oder Antonio Negri auf die Denkfigur des Kairós, des antiken Gottes der guten Gelegenheiten, zurückgegriffen. „Nicht jedes ist zu jeder Zeit möglich, nicht jedes zu jeder Zeit wahr, nicht jedes in jedem Moment gefordert“ (Tillich).

Was aber ist ein Kairós für gesellschaftlichen Wandel? Wie kann Kritische Theorie dazu beitragen, die kairologische Gelegenheit zu erkennen, um Utopien zu verwirklichen? Welche Art von Praxis ist in der Lage mit plötzlichen Chancen gut umzugehen? Darüber wird an diesem Abend vorgetragen und diskutiert werden.


Dr. Alexander Neupert-Doppler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter für Politische Theorie am IASS in Potsdam. Nach Büchern zu den Widrigkeiten des Staatsfetischismus (2013) und den Möglichkeiten der Utopie (2015) erschien im November 2019 sein Buch ‘Die Gelegenheit ergreifen – Eine politische Philosophie des Kairós’, womit diese Trilogie abgeschlossen ist.

Vortrag: Konkrete Utopien in der Refugee-Bewegung (Lisa Doppler)

~ Vortrag & Diskussion mit Lisa Doppler im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Utopien. Transformation. Revolution.”. Am 5. Dezember ab 19 Uhr mit Küfa (Küche für alle) im Nexus Braunschweig (Frankfurter Str. 253b). ~

In ihrem Beitrag zum Sammelband ‘Konkrete Utopien – Unsere Alternativen zum Nationalismus’ (2018) hat Lisa Doppler utopische Artikulationen in der Refugee-Bewegung untersucht. Anhand konkreter Beispiele zeigt sie auf, welche Funktionen utopisches Denken in konkreten politischen Auseinandersetzungen einnimmt. Was ist abzulehnen, welche Möglichkeiten werden aufgezeigt und was deutet über das Bestehende hinaus?


Lisa Doppler promoviert an der JLU Gießen und ist seit vielen Jahren in antirassistischen Zusammenhängen aktiv, seit 2017 bei Solinet Hannover. Im Anschluss an den Vortrag wollen wir gemeinsam über antirassistische solidarische Strategien in Zeiten zunehmender rechter Mobilisierung diskutieren.

Vortrag: Commonismus – Utopie jenseits von Markt, Staat und Herrschaft (Simon Sutterlütti)

~ Vortrag & Diskussion mit Simon Sutterlütti im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Utopien. Transformation. Revolution.”. Am 7. November ab 19 Uhr mit Küfa (Küche für alle) im Nexus Braunschweig (Frankfurter Str. 253b). ~

Die hoffnungsvollen Utopien, Sozialismus und Kommunismus, sind für breite Bevölkerungsschichten verloren und sogar für viele Linke eher Wunschträume als reale Möglichkeiten. Diese Alternativlosigkeit und utopisches Wünschen sollte durch einen utopischen Streit um realer Möglichkeiten ersetzt werden. Utopische Diskussion ist jedoch kein Selbstzweck oder bloßes Mittel um ‚die Massen‘ zu bewegen, sondern die notwendige Bedingung um die Überwindung des Kapitalismus zu denken. Je deutlicher die Utopie begriffen wird, umso klarer kann die Überwindung diskutiert und umgesetzt werden.

Der Commonismus ist eine global-hocharbeitsteilige Utopie jenseits staatlich-autoritärer Zentralplanung, jenseits nationaler, patriarchaler, rassistischer Herrschaft, jenseits von Markt und (Lohn-)Arbeit. Der Commonismus ist eine Gesellschaft, in welcher die Bedürfnisbefriedigung der Einen nicht auf Kosten der Anderen geht. Eine Gesellschaft, in welcher ich meine Bedürfnisse besser befriedigen kann, wenn ich die Bedürfnisse anderer einbeziehe. Eine Inklusionsgesellschaft „ worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“ (Marx/Engels). Der Commonismus verlangt keine ‚guten‘, altruistischen Menschen, er erlaubt uns andere einzubeziehen – und hilft stellenweise etwas nach. Warum der Commonismus kein Wunschtraum, sondern begründete Möglichkeit ist; und welche gesellschaftlichen Bedingungen die Inklusionsdynamik erzeugen, will der Vortrag darstellen.


Simon Sutterlütti beschäftigt sich mit Utopie, Transformation, Geschichte und Kritischer Psychologie, ist Co-Autor von „Kapitalismus aufheben. Eine Einladung über Utopie und Transformation neu nachzudenken“ (online: commonism.us), bloggt auf keimform.de und ist im Commons-Institut und im Netzwerk Kollektive Selbstverständigung aktiv. Er wohnt in Göttingen, mag Schwimmen, Wandern, Science Fiction und Feminismus.

Vorträge: Utopien. Transformation. Revolution.

~ Eine Veranstaltungsreihe von In/Progress & Nexus Braunschweig. Jeweils ab 19 Uhr mit Küfa (Küche für alle) im Nexus (Frankfurter Str. 253b) ~